Feb 4, 2021 | Aktuelles

Startschuss für Bedarfskonzept für trilateralen CircEcon-Campus zur treibhausgasneutralen Kreislaufwirtschaft in der Lausitz erfolgt

Vertreter/innen der Leichtbau-Allianz-Sachsen trafen sich mit Ministerien am 03.02.2021 zum virtuellen Kickoff des CircEcon-Bedarfskonzepts.

Mit Beschluss des Bundestags und des Bundesrats zum „Strukturstärkungsgesetz Kohleregion“ im vergangenen Sommer wurde ein verbindlicher Rechtsrahmen für die strukturpolitische Unterstützung der Kohleregionen geschaffen. Um das darin formulierte ambitionierte Ziel des schrittweisen Ausstiegs aus der Kohleverstromung zu erreichen, müssen neue ressourceneffiziente und nachhaltige Technologien eine zentrale Stellung in der zukünftigen Ausrichtung der Regionen einnehmen, womit ferner ein ausgedehnter Transformationsprozess mit dem Fokus auf eine weitgehend treibhausgasneutrale Wirtschaft und Gesellschaft gelingen und die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden. „Nur wenn wir es schaffen, die heute üblichen Lebenszyklen von Produkten und die darin verwendeten Materialien in Lebenskreisläufe zu überführen, wird der Paradigmenwechsel von einer Linearwirtschaft hin zur Kreislaufwirtschaft gelingen. Um dieses wichtige Ziel zu erreichen, wollen wir gemeinsam neue Wege zur Vermeidung von Ressourcenknappheit und gleichzeitig zur Senkung von Energiebedarfen und Treibhausgasemissionen beschreiten.“ sagt Prof. Lothar Kroll, Direktor des Instituts für Strukturleichtbau an der TU Chemnitz und einer der Vorstandsvorsitzenden der Leichtbau-Allianz Sachsen.

Hierfür beabsichtigen die Technischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg ihre Kompetenzen synergetisch zu bündeln und unter dem Schirm der Leichtbau-Allianz Sachsen einen gemeinsamen und europaweit einzigartigen Forschungscampus für treibhausgasneutrale Kreislaufwirtschaft (CircEcon: Green Circular Economy) in der Lausitz zu etablieren und als interdisziplinäre Forschungseinrichtung zu betreiben. In diesem trilateralen CircEcon-Campus Lausitz sollen mithilfe von Pilotlinien, Versuchsanlagen, Laborkonfigurationen sowie Demonstrationssystemen neue Wege für eine hocheffiziente Kreislauf- und Bioökonomie identifiziert, erforscht und gemeinsam mit sächsischen Unternehmern umgesetzt werden. Durch Einbeziehung von erweiterten Methoden der Künstlichen Intelligenz, der Digitalisierung und des Energiemanagements auf Basis von „grünem“ Wasserstoff ist geplant, die gesamte Wertschöpfungskette „Von der Rohstoffgewinnung und Aufbereitung über Werkstoffe und Verfahren, Strukturen und bis hin zur Wiederverwendung der aus dem Recycling gewonnenen Materialien für die Herstellung von neuen Materialien mit vergleichbaren Eigenschaften“ zu betrachten und treibhausgasneutral zu schließen.

„Erst durch eine gesamtheitliche Betrachtung und quantitative Bewertung der ökologischen und ökonomischen Wirkungen wirklich aller Schritte eines Produktlebenszyklus („cradle-to-cradle“) lassen sich zukunftsweisende Technologien identifizieren und zur Marktreife entwickeln. Die in den damit erfolgreichen Unternehmen entstehenden nachhaltigen Arbeitsplätze tragen dazu bei, den Wohlstand der Region und unserer gesamten Gesellschaft zu sichern.“ so Prof. Holger Lieberwirth, Direktor des Institutes für Aufbereitungsmaschinen der TU Bergakademie Freiberg und Mitglied der Leichtbau-Allianz Sachsen.

Im ersten Schritt soll mit einem von den drei Universitäten erarbeiteten Bedarfskonzept eine Potentialabschätzung und technisch-wirtschaftliche Bewertung besonders relevanter Schwerpunktthemen erfolgen, welche die Eckpunkte des trilateralen Forschungscampus CircEcon bilden. Darin sind u.a. der nachhaltige Nutzen für die Gesellschaft sowie Marktchancen für den industriellen Einsatz neuer Systeme, Technologien und Produkte zu analysieren. Im Rahmen einer technisch-wirtschaftlichen Analyse stehen die Sondierung und Bewertung zahlreicher Technologien zur werkstofflichen, rohstofflichen und biologischen Verwertung von Bauteilen inkl. weiterer Szenarien, wie Re-Use, Remanufacturing und Upcycling im Vordergrund. Eine ausführliche Standortanalyse im Hinblick auf die Region Lausitz ist ebenso Bestandteil des CircEcon-Bedarfskonzepts. Dafür werden sowohl räumliche, bauliche und umfeldspezifische Faktoren, als auch die industriellen Wachstumschancen in Sachsen berücksichtigt.

„Deutschland und Europa sind mit Rohstoffen für Zukunftstechnologien nicht hinreichend eigenversorgt. Eine grundlegende Aufgabe besteht daher darin, über Recycling-Prozesse alle verfügbaren Materialien in deren Grundstoffe zu zerlegen und einer nachhaltigen Wertschöpfung zuzuführen. Mit dem angestrebten CircEcon-Campus wird Sachsen eine europäische Führungsrolle einnehmen und international wegweisend Themen aufgreifen und nachhaltigen Lösungen zuführen.“ ergänzt Prof. Hubert Jäger, Vorstandsmitglied des Instituts für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden und einer der Vorstandsvorsitzenden der Leichtbau-Allianz Sachsen.

Zur Umsetzung dieser ambitionierten Ziele erfolgte am 03. Februar 2021 im Rahmen einer Videokonferenz und im Beisein von Vertreter/innen des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung (SMR), des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT), der Wirtschaftsförderung Sachsen (WfS) und der Cleantech Initiative Ostdeutschland der Kickoff des Projektes, welches aus Mitteln der Zukunftsinitiative simul+ mit 125.000 Euro unterstützt wird (die Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes).